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Shana Burg
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September 07, 2021

Lernt Holger Sommer von @fire Internationaler Katastrophenschutz kennen

Männlicher Retter in Gelb

Manche Menschen entdecken ihre Leidenschaft im Leben schon in jungen Jahren. Holger Sommer ist einer von ihnen. Aufgewachsen im norddeutschen Henstedt-Ulzburg, trat Holger in die Fußstapfen seines Vaters und ging mit 13 Jahren zur Jugendfeuerwehr. Obwohl er zu jung war, um zu Einsätzen mit raus zu fahren, lernte er, wie die Feuerwehrtechnik funktioniert. Als er 15 wurde, durfte Holger mit zu Einsätzen ausrücken.

Heute ist Holger 41 Jahre alt. Passenderweise arbeitet er ehrenamtlich als Kommunikationsmanager bei @fire, einer deutschen Hilfsorganisation, die weltweit nach Naturkatastrophen Nothilfe leistet.

Die Organisation verfügt über einen Bereich für Vegetationsbrandbekämpfung, der Brände wie die jüngsten Waldbrände in Griechenland bekämpft und auch Feuerwehren in der Vegetationsbrandbekämpfung ausbildet. Der Bereich Urban Search and Rescue von @fire hat immer ein Team in Bereitschaft, das sich darauf spezialisiert hat, in den Trümmern verschüttete Menschen zu lokalisieren, zu retten und medizinisch zu versorgen.

Der Großteil der 300 @fire-Freiwilligen lebt in Deutschland. Es gibt aber auch einen Ableger in der Schweiz, wo Holger heute lebt.

„Rettungsarbeit ist ein sehr hartes Umfeld“, sagt Holger. „Jeder macht das als Nebenjob. Man muss sehr professionell, fit und immer auf dem neuesten Stand sein. All dies als Freiwilliger zu tun, ist eine grosse Herausforderung.“

 Retter in Orange und Gelb am Katastrophenort

Als Kommunikationsmanager bei @fire ist Holger für die Kommunikationstechnik im Einsatz zuständig. Bis vor kurzem stützte sich die Organisation hauptsächlich auf VHF-Funk und Satellitenkommunikation.

Aber als @fire kürzlich auf die massive Überschwemmung im in Deutschland reagierte, forderte Holger die Freiwilligen auf, Zello zu verwenden. Der Konsens war, dass die Push-to-Talk-App eine bahnbrechende Technologie für @fire ist, die es ermöglicht, noch effektiver zu arbeiten.

“Das Bild der Zerstörung im Ahrtal und unser Einsatz, war eines der einschneidendsten Erlebnisse in meiner Karriere”, sagt er.

Und das sagt viel aus, denn Holgers Karriere in der Katastrophenhilfe war unglaublich inspirierend, da er über mehrere Jahrzehnte weltweit an Missionen gearbeitet hat.

Kosovo Krieg

Als Holger 19 Jahre alt war, hatte er gerade seine Schule abgeschlossen und war kurz davor seine Ausbildung in der Logistik bei Lufthansa Technik zu beginnen.

Er freute sich auf erholsame Ferien vor Beginn der Ausbildung, als er einen Auftrag von der Johanniter-Auslandshilfe bekam. Sie brauchten ihn, um sofort in das vom Krieg zerrüttete Kosovo zu reisen.

„Wir sind mit einem Militärkonvoi von Mazedonien nach Prizren in den Kosovo gefahren“, erklärt Holger. „Wir hatten Panzer vor und hinter uns. Die Soldaten waren voll ausgerüstet und wir waren nur in T-Shirts. Links und rechts von der Straße befanden sich Massengräber und Minenfelder. Ich war auf einer humanitären Mission, um die betroffenen Bevölkerung im Kosovo mit Nahrung, Wasser und anderen Hilfsgütern zu versorgen.“

Es war Juli 1999, einen Monat nachdem die NATO in den Kosovo einmarschiert war und ihre 78-tägige Luftkampagne begann. Holger sollte nur den Hilfsgütertransport durchführen und am nächsten Tag nach Mazedonien zurückkehren. Das Problem war, dass einer der Johanniter LKW eine Panne hatte und nicht mehr fahrbereit war.

Jemand musste bei dem Fahrzeug bleiben und versuchen, ihn zu reparieren – und diese Aufgabe fiel an Holger.

Also blieb er im Kosovo zurück und organisierte die Reparatur des Lastkraftwagens.

„Ich liebte die Herausforderung, in einer neuen Umgebung zu arbeiten und zu versuchen, eine Lösung zu finden.”

Ein paar Tage später stand der LKW in der Werkstatt, und Holger konnte zurück nach Hause fliegen und seine Ausbildung beginnen.

Als er wieder in Deutschland ankam, war Holger süchtig nach humanitärer Arbeit. Im kommenden Jahrzehnt absolvierte er für die Johanniter-Auslandshilfe viele weitere Einsätze. Durch jeden einzelnen gewann Holger kritische Einblicke und vertiefte seine Expertise.

Erdbeben Iran

Retter am Ort des Gebäudeeinsturzes

Am 26. Dezember 2003 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,7 Bam im Iran. Holger und das Johanniter-Team trafen drei Tage später in Bam ein, um eine medizinische Bedarfsanalyse durchzuführen. Im Gepäck hatte das Team mehrere “WHO new emergency health Kits”, die je 10.000 Menschen drei Monate lang eine Basis-medizinische Gesundheitsversorgung bieten.

Die Stadt Bam im Südosten des Iran wurde aus Sandziegeln gebaut.

Holger sagt: „Als wir vor Ort ankamen, sah es überall aus wie zertrümmerte Sandburgen.“

Am Ende betrug die  Zahl der Todesopfer 26.271 und 30.000 Verletzte.

Holger wusste sofort, dass sich sein Team nicht ausreichend auf die Mission vorbereitet hatte. Sie hatten geplant, mit bei anderen Organisationen im Camp zu übernachten. Dadurch hatten Holger und seine Kollegen weder eigene Zelte noch eigene Generatoren mitgebracht.

Die Erfahrung war so einschneidend, das es für Holger seitdem oberstes Gebot ist nur mit einem autarken Team in den Einsatz zu gehen und sich nicht darauf zu verlassen, dass jemand anderes die Einheit mit dem Notwendigen versorgt um den Einsatz durchführen zu können.

Flutkatastrophe Ahrtal

@Feuerwehrpersonal am Standort des eingestürzten Hauses

Als die Flutkatastrophe im Juli 2021 Westeuropa traf, hatte Holger jahrzehntelange Einsatzerfahrung im in- und Ausland. Er lebt in der Schweiz und arbeitete ehrenamtlich als Kommunikationsmanager für @fire. Ob USAR, Humanitäre Hilfe oder Waldbrandbekämpfung, Holger ist für die Einsatzkommunikation an verantwortlich.

Er musste die Kommunikation innerhalb der Organisation und zwischen verschiedenen Teams organisieren

Die überwiegende Mehrheit der Freiwilligen von @fire sind deutsche Staatsbürger, also reagierten sie auf eine Katastrophe in ihrem eigenen Land.

„Eine solche Katastrophe hätte ich mir in meinem Heimatland nie gewagt vorzustellen“, sagt Holger. "Die Zerstörung hat das Ahrtal in einer Länge von ca. 50-Kilometern getroffen."

Karte des Überschwemmungsgebiets

Karten Schlüssel

Grafik: SWRdata  Quelle: COPERNICUS Emergency Management Service - Mapping  Grafik herunterladen

Einige Tage nach dem Hochwasser entsandte @fire zwei Hunde und 85 Einsatzkräfte in das Einsatzgebiet. Holger fuhr mit einem Team in das kleine Dorf Rech in der Nähe von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Stadt wird von einem Fluss geteilt. In normalen Zeiten schlendert man über die Steinbrücke und schlängelt sich durch das malerische Dorf, das im Tal ruht. Es ist von üppigen grünen Hügeln mit Weinbergen und Wald umgeben.

Nach der Flut war die Verwüstung unvorstellbar. Die Brücken? Zerstört. Stromleitungen? Telefon- und Internetleitungen? Trinkwasserasser? Zerstört. Mobilfunk System? Stark beschädigt. Insgesamt wurden 63 Brücken zerstört und weitere 13 schwer beschädigt.

„Es gab keine Infrastruktur mehr“, erklärt Holger. „Alles war weggespült. Brücken waren weggespült und Häuserteile lagen im Fluss. Überall war Abwasser, und die Leute versuchten, ihre Häuser zu retten, indem sie den Schlamm herausschaufelten. Da die Menschen zu Hause Lebensmittel hatten, die nicht mehr gekühlt werden konnten, war die nächste große Angst vor Ratten.“

Holger konnte auf jahrzehntelange Erfahrungen von seinen Einsätzen zurückgreifen.

Transport

Rettungswagen am Einsatzort

Die @fire-Teams waren mit einigen Fahrzeugen im Einsatz, aber mit normalen Fahrzeugen war es nicht oder nur sehr schwer möglich, die steilen Hügel der Weinregion zu durchqueren. Die Rettungswagen und großen Feuerwehrfahrzeuge waren wegen der massiven Schäden, die die meisten Straßen direkt am Fluss weggespült hatten, zu groß.

Glücklicherweise hat @fire eine gute Beziehung zu einigen Unternehmen aufgebaut, die bereit waren, zu helfen.

Freiwilliger im ATV

„Es war toll zu sehen, wie uns die Privatwirtschaft unterstützt“, sagt Holger. „Wir haben alle Arten von All-Terrain Vehicles (ATVs) von diesen Unternehmen abgeholt und auf ins Einsatzgebiet verlegt. Wir haben zum Beispiel kleine Allradfahrzeuge eingesetzt, die kleiner als Geländewagen sind und über die Weinhügel in die Dörfer fahren konnten, um Hilfsgüter zu transportieren und Straßen und Brücken zu begutachten“, erklärt er.

@fire war in der Lage, ein Ambulanz-ATV  einzusetzen, das die unbefestigten Straßen befahren konnte, die ein normaler Rettungswagen nicht befahren konnte. Die @fire stattete das Fahrzeug mit medizinischen Personal und Notfallausrüstung aus. Mit dem Ambulanz-ATV konnte @fire Menschen helfen, die aufgrund eingestürzter Brücken und überfluteter Straßen für den regulären Rettungsdienst nicht erreichbar waren.

Kommunikation

Retter schauen sich die Karte an

@fire hat auf einem leeren Parkplatz neben dem Roten Kreuz, der Feuerwehr und dem Technisches Hilfswerk, wenige Kilometer vom Katastrophengebiet entfernt, eine Führungsstelle eingerichtet. Das TETRA Netz der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben war sehr stark beschädigt.

„Wir haben versucht mit unseren VHF Betriebsfunkgeräten zu arbeiten, da aber das Einsatzgebiet so gross war und das Gelände so steil, konnten wir selbst mit einer VHF-Antenne an einem 10-Meter-Mast nur 3 Kilometer senden, was nicht viel ist“, erklärt Holger. „Der große Vorteil von Zello ist, dass es nur eine einfache Datenverbindung benötigt und bereits mit 2G/GPRS funktioniert. Oft konnten wir jemanden mit dem Handy nicht anrufen, aber Zello hat funktioniert.“

Während viele Freiwillige von @fire WhatsApp nutzten, um Fotos und Nachrichten auszutauschen, erkannte Holger, dass sie eine robustere Technologie brauchten, die eine Kommunikation in Echtzeit ermöglicht.

Als Holger in der Vergangenheit versuchte, Zello vorzustellen, stieß er auf einige Widerstände.

„Deutsche sind nicht so offen für das Ausprobieren neuer Technologien wie Amerikaner“, sagt er. Aber in diesem Fall bestand Holger darauf, dass man bei so vielen kleinen Fahrzeugen, die in der Region im Gelände unterwegs sind, eine bessere Möglichkeit brauchte, um mit allen zu kommunizieren.

„Ich habe ihnen gesagt, ‚Zello ist die richtige Lösung für diese Aufgabe‘ und habe ihnen dann persönlich gezeigt, wie einfach Zello zu bedienen ist.“

Holger brauchte nur wenige Minuten, um jeden Katastrophenhelfer mit der App vertraut zu machen. „Viele Leute sagten mir: ‚Wir hätten Zello früher verwenden sollen.“

Der Einfluss von @fire

Rettungsfahrzeug inmitten von Flutschutt

Da @fire viele kleine Geländewagen vor Ort hatte und die Fahrer über Zello kommunizieren konnten, wurde angefangen das Einsatzgebiet zu kartieren. Es wurde eine Online-Karte erstellt, die unter anderem zeigte, welche Straßen befahrbar waren und welche Brücken zerstört wurden.

„Wir haben einen QR-Code generiert und Einsatzkräfte anderer Organisationen konnten den Code scannen, um zu sehen, welche Straßen zerstört wurden und welche Art von Fahrzeugen sie benötigen würden, um über eine bestimmte Brücke zu gelangen“, sagt Holger. „Wir waren die ersten, die ein solches Mapping-Projekt gestartet haben und es war sehr effektiv.“

Neben dem Mapping-Projekt hat @fire auf vielfältige Weise geholfen. Die Teams führten Suchaktionen auf einem Campingplatz und in einer Tiefgarage durch, wo sie Wasser abpumpten, um nach Personen zu suchen, die in ihren Autos eingeschlossen sein könnten. @fire versorgte auch in der Stadt Lohmar mehrere Straßen mit Strom und lieferte Hilfsgüter und medizinische Versorgung in der gesamten Region.

Am Ende kamen bei den historischen Überschwemmungen mindestens 180 Menschen ums Leben. Aber Holger und das @fire-Team trugen maßgeblich zu den Hilfsmaßnahmen bei.

Wochen nachdem Holger in die Schweiz zurückgekehrt war, half @fire der Region weiter und lieferte 12 Tonnen Hilfsgüter und Werkzeuge (im Wert von über 100.000 Euro) an das Dorf Mayschoß.

„Es hat sich gelohnt, bei einer komplexen Katastrophe wie dieser erfolgreich neue Kommunikationstechnologie einzuführen um die Hilfsmaßnahmen zu optimieren“, sagt Holger.

Um mehr über die Arbeit von Holger und @fire zu erfahren, besuchen sie bitte die Website, Facebook, LinkedIn, and Instagram.

Besuchen sie auch die Facebook Gruppe  “Zello First Responder”.

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